Christine SCHRIEB AM 23. DEZEMBER 2010

RUIN hat keine macht merh über mich

Hallo,

mein Name ist Christine, ich bin 41 Jahre alt und ich habe jetzt schon 6 Tage keinen Tropfen Alkohol angerührt, außer dem „letzten“ Glas und auf das hätte ich am liebsten auch verzichtet.

Wie es dazu kam: Ich fing an wie Millionen andere, als halbstarker Teenager immer vorne mit dabei. Die ganze Clique trank und wir Mädels natürlich auch. Es kam wie es kommen musste, aber wie man es in diesem Alter natürlich nicht sieht. Damals durfte ich zuhause ja nicht trinken und wollte es auch nicht, brauchte es auch nicht, aber sobald alle zusammen waren, war die erste Flasche auch schon auf. Die Jahre gingen ins Land und ich trank immer mehr und immer öfter. Bei jedem Fest, bei jeder Party. Selbstverständlich war damals das alleine trinken gar kein Thema, warum auch, wir waren ja immer irgendwie zusammen. Wenn Freunde kamen wurde statt „Hallo“ der Sekt geköpft. Bevor wir ausgingen wurde zuhause noch 1 – 3 Flaschen Sekt (je nachdem wie viel Mädels da waren) getrunken damit wir auch ja locker drauf waren und so richtig Party machen konnten. So ging es immer weiter bis heute eigentlich! Aber es wurde bei mir auch immer schlimmer. Zwischenzeitlich bin ich verheiratet und meine Probleme sind da und teilweise auch heftiger und das gab mir immer genug Grund um zur Flasche zu greifen. Ich hatte keine Problem mir abends wenn ich alleine war 1 – 2 oder manchmal auch mehr Flaschen Wein hinter die Binde zu gießen, sturzbetrunken auf meinen Mann zu warten und ihm die Hölle heiß zu machen. Das letzte Mal dass es so schlimm war, war genau heute vor einer Woche und das hat mir den Rest gegeben, sozusagen.

Ich höre auf: Der Tag danach war wie immer nach einem Saufgelage, die Kopfschmerzen, die Übelkeit, das schlechte Gewissen, und dann machte es bei mir „Klick“ und ich wusste ich wollte so nicht weiter machen. Den ganzen Tag verbrachte ich geschwächt und noch halb betrunken auf dem Sofa und ließ mein Leben rekapitulieren. Ich sah mich wie ich wirklich bin wenn ich betrunken war. Wie großspurig ich dann rede, wie wichtig und obercool ich dann bin, niemand ist so toll wie ich und ich habe immer Recht. Ich war fremden Menschen gegenüber aggressiv, ich habe Freunde beleidigt und meinen Mann aufs übelste gekränkt. Und alles was übrig blieb ist Scham – und die ist ziemlich groß. Ich wusste das ich was tun muss, dass ich alleine da nicht raus komme und dass ich Hilfe brauchte. Ich fuhr in einen Buchladen und kaufte mir beide Bücher von Allen Carr, „Endlich ohne Alkohol“ und „Nie wieder Kater“. Es war Samstag und seit Donnerstag hatte ich ja nichts mehr getrunken also konnte ich das Buch gleich anfangen zu lesen im nüchternen Zustand. Was ich auch tat, und es ging mir ein Licht auf, es ist genau so wie er schreibt und ich sah mich noch mal und stellte fest dass andere mich auch so sahen. Das war ein schlimmes Eingeständnis. Ich dachte immer ich hätte alles unter Kontrolle und zum Glück sieht man mir das nicht so an wie anderen Betrunkenen, denn ich kann mich ja noch beherrschen. Was für ein Trugschluss! Mir viel eine Szene ein, die mir wirklich die Augen geöffnet hatte. Wir waren bei Freunden zum essen eingeladen und ich hatte mal einen guten Tag und hatte nicht so viel wie üblich getrunken. Darauf hin sagte der Gastgeber bei der Verabschiedung, dass es ein schöner Abend gewesen wäre, ich hätte nicht so viel getrunken und wäre mal ganz friedlich und nicht so streitsüchtig wie sonst gewesen. Damals lachte ich darüber, aber heute ist mir klar dass mein Trinken anderen auch weh getan hat. Es gab einige solcher „Schlüsselmomente“ die mir durch das Buch bewusst geworden sind. Ich kann nichts mehr an der Vergangenheit ändern und ich kann auch niemand die Schuld dafür geben, es ist wie es ist. Aber, ich kann für die Zukunft etwas ändern und das werde ich! Ich habe beide Bücher gelesen und es ist so war und so klar das es wirklich einfach erscheint das Leben zu ändern. Wie gesagt, ich habe jetzt eine Woche kein Glas mehr getrunken und in dieser Woche gab es immer wieder Situationen in denen ich früher nur zu schnell eine Flasche Wein getrunken hatte, aber es half nichts und das mit mir auch klar geworden. Gestern hatte ich auch so eine Situation und ich reagierte positiv indem ich mir sagte, das Wein jetzt nicht helfe es mache es nur schlimmer und ich hatte kein Bedürfnis die Situation noch schlimmer zu machen. Das hab ich gemeistert und darauf bin ich stolz. Jetzt sitze ich da und habe aber trotzdem Angst die nächsten Tage alkoholfrei zu verbringen. Es ist Weihnachten, 4 Geburtstage stehen an und Silvester. Ich freue mich sehr darauf all das in einem nüchternen, klaren Zustand zu erleben aber es wäre für mich seit Uhrzeiten das erste Mal! Wie gesagt, ich habe schon Angst, aber die Freude und die Zuversicht ist größer. Ich bin vollen Mutes und habe großes Selbstvertrauen dass ich das schaffe. Ich habe noch nicht mal soviel Angst dass ich trinke sondern mehr vor den Blicken und den Fragen anderer. Ich habe niemand gesagt dass ich aufhöre zu trinken, nicht mal meinem Mann. Aber das liegt an mir, weil ich immer alles zuerst mit mir selber ausmachen muss bevor ich es anderen sage. Meinem Mann ist natürlich aufgefallen dass ich nicht mehr trinke und er fragte mich ob ich denn jetzt gar nicht mehr trinken will. Ich sagte nein, nie mehr. Er meinte dann gut, im Grunde glaubt er mir nicht dass ich es schaffe aber ich weiß er wird stolz auf mich sein und sich freuen dass ich mich für ein besseres Leben entschieden habe. Ich glaube er nahm mich ernst als er das Weihnachtsmenü aufstellte und mir sagte was er kochen werde. Ich bat ihn die Soße ohne Alkohol zu zubereiten. Er sah mich an und ich sagte nur, dass wenn ich den Alkohol nicht mehr trinken will, ihn auf gar keinen Fall essen möchte. Ich weiß dass ich es schaffen werde.

Ich möchte Allan Carr danken, er hat mir geholfen auf den richtigen Weg zu kommen, die dinge klar zu sehen und zu verstehen, ich glaube das ist das wichtigste.

Ich werde mich wieder melden und Euch berichten wie ich die nächsten Tage verbracht habe.

RUIN hat keine Macht mehr über mich!